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Hoffnung, Sauerstoff des Lebens

Hoffen und Harren macht manchen zum Narren", so lautet ein Ausspruch, der mir noch aus der Kindheit bekannt ist. Wie sieht es aus mit der Hoffnung in unserem Leben? Ist das nicht eine höchst unzuverlässige Größe, weit entfernt von abgesichertem Wissen? Kann man ein Leben überhaupt auf "Hoffnung" aufbauen?

Wir wollen lieber Sicherheit in unserem Leben. Was erkennbar, durchschaubar und vorausschaubar ist, das gibt einem Sicherheit. Darum versuchen viele, sich abzusichern. Ein ganzer Wirtschaftszweig, die Versicherungen, lebt davon.

Es gibt aber Lebenssituationen, in die wir unverhofft geraten können und gegen die man sich nicht absichern kann. Eine plötzliche Krankheit, ein zwischenmenschlicher Konflikt, der kaum lösbar erscheint und belastend wirkt, längere Arbeitslosigkeit mit den damit verbundenen Sorgen oder eine sich offenbarende Suchterkrankung: wie schnell können wir in Situationen geraten, aus denen wir scheinbar keinen Ausweg finden, verzweifeln, hoffnungslos werden und uns vielleicht sogar aufgeben.

Wie gut, wenn wir dann einen Menschen oder eine Gruppe haben, die uns durch diese Tiefen begleitet, wir mit unserem Problem nicht alleine sind und vielleicht wieder neue Hoffnung schöpfen können.

Heilsame Wirkung

Es gibt heute abgesicherte Erkenntnisse darüber, wodurch sich Menschen verändern, die an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen. So hat man zum Beispiel herausgefunden, dass "Hoffnung geben" ein heil- und wirksamer Faktor im Gruppengeschehen ist.

Berichte von Menschen die aus hoffnungslosen Situationen herausgefunden haben, können bei anderen, die noch völlig verzweifelt sind, neue Hoffnung wecken.

Jeder braucht Hoffnung, um leben zu können. Wer keine Hoffnung mehr hat, hört auf zu leben. Darum ist Hoffnung im Leben genauso wichtig wie Sauerstoff zum Atmen.

Die Frage ist nur, worauf gründet sich unsere Hoffnung, damit wir am Schluss unseres Lebens nicht doch die Narren sind? Schließlich muss es einen Grund für unsere Hoffnung geben, wenn sie begründet sein soll.

Wenn es etwas gibt, was Jesus Christus mehr als andere gebracht hat, dann ist es die Hoffnung. So heißt es beispielsweise in der Bibel (1. Petrus 1, 3): Gott „hat uns in seinem reichen Erbarmen wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten."

Christliche Hoffnung bzw. die Hoffnung der Christen ist eine lebendige Hoffnung. Wo ist der Ursprung der lebendigen Hoffnung?

Kap -Dennis Ruckick

Fotocopyright: Dennis Ruckick

Prinzip des Glaubens

Einst bildete das Vorgebirge an der Südspitze Afrikas die äußerste Grenze für die Schifffahrt. Es war der Schrecken der Seefahrer und sie nannten es das "Kap der Stürme". Da wagte ein kühner Seefahrer das Kap zu umsegeln und entdeckte dabei den Seeweg nach Indien. Seinem Land wurden dadurch die Schätze Indiens erschlossen.

Als sein König das hörte, soll er ausgerufen haben: "Nun soll es nicht mehr 'Kap der Stürme', sondern „Kap der Guten Hoffnung' heißen."

Auch der Tod war einst genauso unüberwindlich wie das Kap der Stürme. Jesus hat aber den Tod besiegt und einen neuen Weg erschlossen. Die Auferstehung Jesu, sein leeres Grab, ist der Weg für eine biblisch begründete, lebendige Hoffnung.

Darum ist Hoffnung eine Lebenshaltung, ein Prinzip des Glaubens. Wir können auch sagen: eine Erwartungshaltung, die unser Leben prägen soll.

Die christliche Hoffnung darf darum nicht verwechselt werden mit einem immer wieder anzutreffenden allgemeinen und unbegründeten Optimismus nach dem Motto: "Es wird schon alles gut werden ... Hoffen wir das Beste." Oder wie der fatale Ratschlag in einem Lied heißt: "Augen zu und durch, du schaffst es."

Diese Haltung erinnert mich an den Mann, der aus dem zehnten Stockwerk eines Hochhauses fällt und, bei jedem Stockwerk, an dem er vorbei fliegt, zu sich sagt: "Na, bis hierhin ging eigentlich alles ganz gut."

Christliche Hoffnung hat auch nichts mit dem (marxistischen) Fortschrittsglauben zu tun, der davon ausgeht, dass der Mensch von Natur aus gut sei, nur die Verhältnisse seien leider immer so schlecht. Christliche Hoffnung verliert sich auch nicht in einer durchaus nahe liegenden Untergangsstimmung oder einem Pessimismus nach dem Motto: "Auch die Zukunft ist nicht mehr das, was sie früher einmal war."

Gelassen Leben

Hoffnung ist letztlich immer ein Zeichen der Unvollkommenheit des menschlichen Lebens. Wäre alles vollkommen, brauchten wir keine Hoffnung.

Weil Jesus von den Toten auferstanden ist, glauben Christen an einen "Gott der Hoffnung" mit seinen unendlichen Möglichkeiten. Jemand hat deshalb das Wort Hoffnung einmal mit "Durch den Horizont sehen" übersetzt.

Meine augenblickliche, vielleicht tragische und leidvolle Lebenssituation kann mir jeglichen Blick für einen Ausweg versperren. Christliche Hoffnung weitet meinen Blick und zeigt mir, was dahinter liegt: das Ziel meiner Hoffnung, meines Glaubens, meines Lebens: "gerettet für alle Ewigkeit“.

Diese Hoffnung auf ewiges Leben bewirkt die Gelassenheit, dass Gott das Unvollendete und Unvollkommene unseres Lebens vollenden wird.

Diese Hoffnung bewirkt die Bereitschaft, Grenzen und Verlorenheit unseres Lebens wahrzunehmen, ohne sie zu verdrängen, wegzuerklären und zu verharmlosen. Diese Hoffnung gibt den Mut, der Lebensfeindlichkeit und Selbstzerstörung entgegenzutreten und ihr nicht hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Von daher können wir in scheinbar hoffnungslosen Situationen ganz neu fragen:

=> Stimmt meine Perspektive? Ist sie auch weit und tief genug?

=> Welche Möglichkeiten gibt es hinter meinen Grenzen?

=> Was hat Ewigkeitswert und was nicht?

Die Bibel fordert uns auf, immer offen zu sein, Auskunft zu geben über die Hoffnung, die in uns lebt (1. Petrus 3, 15). Das sollte in unseren Blaukreuz‑-Gruppen praktiziert werden. Hoffentlich leben wir auch so, dass wir danach gefragt werden.

Sigurd Kasischke in „füreinander” Juli 2002

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