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Durst nach Liebe und Leben

Jesus und die Sehnsucht

"Sie sagte, die meisten von uns hätten nur zwei oder drei wahrhaft interessante Momente im Leben, der Rest sei Füllmenge, und die meisten von uns wären am Ende ihres Lebens glücklich, wenn einige dieser Momente zusammenpassten, wenn sie eine Geschichte ergäben, die irgendjemand einigermaßen interessant finden könnte.“

(aus: Douglas Coupland, „Generation X")

Es war die Zeit, in der man am besten keinen Finger rührt. Wenn die flimmernde Hitze über der Landschaft steht, die Sonne unbarmherzig von oben brennt. Alles hält Siesta. Kein Mensch geht in dieser Zeit freiwillig vor die Stadt und schon gar nicht zum Brunnen außerhalb der Stadt. Das Wasser holt man in der Abendkühle. Da trifft sich dann alles beim Wasserholen, und das ist so viel wert wie eine Tageszeitung.

Und trotzdem - eine Frau ist unterwegs in dieser Zeit. Ihre Silhouette verschwimmt in der flimmernden Luft, als sie dem Brunnen näher kommt.

Es ist Absicht, dass sie in dieser Stunde hierher kommt.

Wer nicht mit anderen reden will, wer nicht will, dass andere sich hinter ihrem Rücken "das Maul zerreißen", kommt um die Mittagszeit.

Auf Beziehungen gesetzt

Eine unbändige Lebenssehnsucht hat sie so weit gebracht. Sie hat auf die Liebe geschworen. Sie hat auf Beziehungen gesetzt, darin wollte sie Erfüllung finden.

Ihre erste Beziehung war noch der "Himmel auf Erden". Doch nachdem die ersten "himmelblauen Wolken" verflogen waren, erkannte sie, dass ihre Beziehung nicht das ultimative Leben ist. Schnell hatten sie sich auseinander gelebt. Und mit viel Schmerzen ging es ganz auseinander.

Der zweite Mann in ihrem Leben war, wenn sie ehrlich sein sollte, nur ein Ersatz für den ersten. Jetzt nur nicht allein sein, nicht in ein Loch fallen! Sie nutzte seine Freundschaft aus.

Der dritte Mann war ein richtiges Ausstellungsstück. Topmodern, gut gestylt, immer aktiv und sportlich, ständig unterwegs. Er erwartete viel von ihr ‑- auch sexuell. Zu viel. Sie fühlte sich benutzt. Irgendwann hatte er dann auch von ihr die Nase voll. Sie "brachte es nicht mehr".

Der vierte und der fünfte Mann waren Abwechslung in ihrem Leben - aber nicht mehr das erhoffte Glück.

Ihre Sehnsucht nach Leben, nach Erfüllung hat sie so weit gebracht, dass sie nicht mehr daran glaubte. Irgendetwas in ihr war gestorben.

Der andere Mann

So oder ähnlich muss das wohl gewesen sein. Keiner wusste das genau, aber es wurde viel darüber geredet. Deshalb macht sie sich in der Mittagshitze auf den Weg, weil sie niemandem begegnen will. Und doch begegnet sie gerade hier der entscheidenden Person ihres Lebens. Ein neuer Mann. Aber ein anderer Mann, einer, der so ganz anders mit ihr umgeht, als sie es gewohnt war. Sie begegnet Jesus.

Manchmal muss das wohl so sein, dass wir dort, wo wir nicht damit rechnen, der Wahrheit begegnen. Sie holt einen ein. Sie drängt zur Veränderung. Man kann ihr kaum mehr ausweichen. Alles wollte diese Frau in dieser Stunde, nur das eine nicht: jetzt in der Mittagshitze über ihr Leben diskutieren.

Doch so macht das Jesus bis heute. Wenn wir nicht damit rechnen, begegnet uns die Wahrheit, holt uns die Wahrheit ein. Wir können ihr nicht davonlaufen, denn sie gehört zu uns. Das ist das Überragende an dieser Geschichte, dass Jesus sich mit dieser Frau auseinander setzt und über den Brunnenrand mit ihr ein Gespräch über ihr verkorkstes Leben wagt.

Besseres Angebot

Und wenn Jesus das heute mit uns so machen würde? Er macht es! Er kommt zu uns und stellt die persönlichen Fragen. Er spricht uns mit Du an: „Was sind denn deine geheimen oder offenen Lebenswünsche und Sehnsüchte? Was sind deine Abwege und Suchwege, auf denen du dein Leben erfüllen möchtest?", fragt er. Was sind deine Versuche - vielleicht gescheiterten Versuche -, ein lebenswertes Leben zu leben, glücklich zu sein?"

Am Brunnenrand ist ein Platz frei. Jesus lädt ein, einmal alles andere um uns herum zur Nebensache werden zu lassen und mit ihm über unser Leben und unsere Sehnsüchte zu reden. Und er will uns fragen: "Bist du eigentlich zufrieden mit deinem Leben?" Das fragt er nicht, um unser bisheriges Leben madig zu machen, sondern um uns noch mehr anzubieten.

An der Quelle

Dabei ist ihm der Brunnen ein willkommener Anlass und ein gutes Symbol: Jeden Tag muss man zu diesem Brunnen laufen, um Wasser zu holen. Die tägliche Wasserration reicht nicht für lange, und der Durst ist wieder da. Wie schön wäre es, wenn man in sich eine Quelle hätte und der Durst für immer gestillt wäre!

So versucht Jesus der Frau und auch uns zu verdeutlichen: Unsere Versuche, zu leben - sie sind nichts anderes als der oft ungeschickte Versuch, unseren Durst nach Leben zu stillen. Und es gelingt so oft nicht. Es ist wie ein kurzes Durstlöschen, und der Durst ist so schnell wieder da. Doch nun sagt Jesus, dass er die Quelle wirklichen Lebens ist. Bei ihm wird der Lebensdurst wirklich gelöscht.

Reich und spannend

· Wie sieht das aus, wenn Jesus unsere Lebensquelle wird, die unsere Lebenssehnsucht stillt? .

· Er möchte mit uns auf Du und Du gehen.

· Mit Jesus an der Seite sieht das Leben noch einmal ganz anders aus. Wer sich auf ihn einlässt, erlebt, wie sein Leben verändert wird. Es kommt eine neue Qualität hinein, in der das Wort Gottes eine große Rolle spielt.

· Er möchte, dass unser Leben nicht nur als "Ich-AG" gelebt wird, sondern anderen zugute kommt. Dabei verändert er unsere Einstellungen. Er macht uns zu Persönlichkeiten, und andere Menschen haben auch etwas davon.

· Mit einem lebendigen Gott im Leben entdecken wir, dass unsere Lebenssehnsüchte gestillt werden können. Das Leben mit ihm kann reich und spannend werden. Wer dieses Leben in sich erfährt, möchte nicht mehr tauschen. Wer würde dazu nicht Ja sagen?

Horst Schaffenberger in Chrischona Magazin 6/03

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